Die
Idee zum ersten Jour Fix entstand aus dem persönlichen Motiv in dieser
Stadt ein überschaubares Umfeld zu schaffen, um Themen im Gespräch
kontinuierlich zu bearbeiten und die eigene Sprachlosigkeit zu überwinden.
Berlin erschien mir in den ausgehenden 80ern in einem geistigen Koma zu
liegen, was mich motivierte neue Prozesse in Gang zu bringen. Gespräche
in Basel, die eine dialogische Kultur pflegten und nach dem Tod von Beuys
sozialplastischen Fragestellungen nachgingen, inspirierten mich dazu,
das Gespräch als Gestaltungsform aufzugreifen. Die Ereignisse um
den 9. November 1989 unterstützten diese kleine "soziale Plastik"
auf besondere Weise und das Modell "runder Tisch" lag damit
voll im Trend. s.h.e. 2005
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Ein sich schnell veränderndes
Umfeld setzt Dialogbereitschaft voraus. Die Kommunikation ist und bleibt
ein wichtiger Prozeß in einer modernen
Gesellschaft. Gespräche sind darin ein wesentlicher Gestaltungsfaktor,
der sich als strukturaler Bestandteil durch fast alle Bereiche der
Stadtentwicklung zieht. Seien es die Gespräche zwischen:Architekten
/
Investoren / Politikern / Bevölkerung . . ., überall ist es
die
"Gesprächskultur", die in einem gewissen Maße darüber
entscheidet,
was zustande kommt. Vor dem Hintergrund eines demokratischen
Gesellschaftsmodells erscheint die Frage nach Partizipation hinfällig,
und dennoch wird sie nur in seltenen Fällen praktiziert. Dies zeigt
sich in besonderemn Maße im heutigen Berlin, wo viele Fragen in
den Bereichen der Schnittstellen und Überlappungen auf Grund einer
unterschiedlichen Ausgangslage von Ost/West noch als weitgehend unbearbeitet
brach liegen. Die Architektur erscheint in diesem Zusammenhang als Verbindungsglied
und bleibt aufgefordert, sich der Bedürfnislage auf neue und aktuelle
Weise zu öffnen. Dem Gespräch kommt in solch einem Prozeß
eine besondere Rolle zu, und eine wichtige Grundlage für eine derartige
Gesprächskultur wäre die Einsicht, daß in einem Gestaltungsprozeß
nicht immer die schnelle Antwort das gewünschte Ergebnis zeitigt, sondern ein Vertrauensverhältnis, das auf der Basis
gegenseitiger Offenlegung und Befragung eine Atmosphäre der angeregten
Partizipation schafft. Eine Atmosphäre, in der sich unfertige Gedanken
und spontane Eingebungen neben vorgefassten Konzeptionen als wichtige
Bausteine eines gemeinsamen Ganzen entwickeln können.
Aus "aspekte ephemerer architektur" s.h.e. 1991 |